„Besuch im VASA-Museum von Stockholm“
Eins der unvergesslichen Highlights für einen Schiffsmodellbauer ist das o. g. Museum in der schwedischen Hauptstadt.
Zentral nahe der Altstadt liegt dort dieses fast vollständig restaurierte, mächtige Kriegsschiff des Schwedenkönigs
Gustav-Adolf II aus dem Hause VASA, das 1628 im Hafen von Stockholm bei der Jungfernfahrt blamabel und jämmerlich nach 1.500 Metern gesunken ist. Die trübe Ostsee und der Schlamm haben das Original relativ gut über Jahrhunderte erhalten, bis es zwischen 1956 und 1961 gehoben wurde. 
Seitdem wird es Tag und Nacht restauriert und konserviert. Gesunken ist es bei seiner Jungfernfahrt in einer nur leichten Brise weil Trimmung, Bewaffnung, Bordwandöffnungen und wichtige andere Maße nicht mehr mitden ursprünglichen Bauplänen übereinstimmten. Schon eine leichte Neigung des Schiffes ließ Wasser durch die untersten Kanonenluken ins Schiff und dannnahm das Unglück seinen Lauf. König Gustav-Adolf muss man eine gehörige Mitschuld geben, weil an an den Umbauten massgeblich beteiligt war, um die Schlagkraft
der VASA zu erhöhen. Statt einer erfolgreichen Teilnahme am 30-jährigen Krieg wurde die VASA zu einer der größten Pannen der Seefahrt.
Das Museum zeigt im Original, in Dioramen und in anschaulichen Modellen viele Details rund um den damaligen Schiffbau, das Leben im 30-jährigen Krieg und in Schweden zur damaligen Zeit.

Die beeindruckende Breitseite des Originalschiffes in der großen Museumshalle. 32 Kanonenluken auf jeder Schiffsseite, Länge des Rumpfes rund 60 mtr. Höhe von Kiel bis Mastspitze ca. 55 mtr. Hier im Bild sind nur die Untermasten aufgebaut, das werden auch rund 30 mtr. sein.Volle Kriegsbesatzung ca. 550-600 Mann inkl. Marineinfanterie. Bei der Jungfernfahrt war nur eine Einweihungsbesatzung und geladene Gäste an Bord, sodaß die Verluste an Menschen bei rund 50 Personen lag.
Die schwedischen Konservatoren führen einen andauernden Kampf gegen den Verfall und die Auflösung des Holzes. Unter und hinter dem Originalschiff befindet sich eine tolle Werkstatt, wo man die Restaurateure bei der Arbeit sehen darf und befragen kann. Leider haben die frühzeitig bemerkt, daß ich mich dort anketten und übernachten wollte.
Ein älteres und leider etwas verstaubtes Diorama, vermutlich im Holzbau-Marinemaßstab 1: 48 zeigt den Augenblick, als die VASA
bei der Jungfernfahrt schon bei leichter Neigung Wasser in die Geschützpforten aufnimmt, das Wasser dann noch weiter eindringt und die VASA dann völlige Schlagseite bekommt und sinkt.
Zu den Farben: Ursprünglich glaubte man, die vorherrschende Farbe an Bordwänden und Heck wäre ein "Schwedisch-Blau" gewesen. Siehe hier auch das bekannte Airfix-Modell aus den 1960er Jahren (M 1: 144) mit seinem tollen Kartondeckelbild. Blau hatte eine vermutete Logik.
Nach jahrzehntelanger Analyse der Holzreste hat man festgestellt, daß die Hauptfarbe der VASA ein "kräftiges Rot“ war. Weil irgendein Familienwappen der Vasas so farbig war, die Farbe rot bezahlbar war und blau für das Färben von Uniformen gebraucht wurden. Das zeitlich neuere Modell der Fa. Revell (M 1: 150) ist auf jüngere wissenschaftliche Erkenntnisse gestützt.
Eines der anschaulichsten Dioramen im VASA Museum ist die Teil-Bordwand eines damaligen Linienschiffes wie die VASA nach zwei Kanonenkugel - Durchschüssen, hier in der Mitte und im oberen Drittel. Auf 150 mtr. sind die zwei 24-pfünder Kugeln glatt durch die 30 cm dicke Eichenbordwand geschlagen.
Für den, dem das noch nicht reicht, läuft daneben ein Lehrfilm des schwedischen Militärs über den Beschußtest selber in Zeitlupe.
Hinter die Bordwand hat man auch ein paar Schweinehälften als Besatzungsdummies aufgehangen. Da wird einem echt schwummrig, wenn man sieht, was so alte Eisenkugeln -und vor allem die ganzen Holzsplitter nach dem Durchschuss- an Tier und Material anrichten.
Andere schiffstypische Ausrüstungen wie Musketen, Pistolen, Piken, Entermesser, Enterbeile und andere Kriegswerkzeuge der damaligen Zeit sowie Funktionsräume wie Küchen, Lazarett, Segelmacherei, Toiletten und die engen Mannschaftsräume werden ebenfalls in Ihrer damaligen Unvollkommenheit zur Schau gestellt.
Fazit: Die damalige Seefahrt hatte wenig Romantik, aber das VASA -Museum ist immer einen Besuch wert.